Lesen für die Weiterbildung – so holen Sie mehr raus

„Man lernt nie aus.“ Wann haben Sie diesen Satz zuletzt verwendet? Vermutlich als Sie gerade dabei waren eine unangenehme Überraschung zu verdauen.

„Man lernt nie aus.“ Sollte man auch nicht. Lernen und Weiterentwicklung gehört zu unseren Grundbedürfnissen. Mit dem Lehrabschluss, dem Magister ist es längst nicht mehr getan. Lebenslanges Lernen ist zu einem der wichtigsten Bausteine geworden, wenn wir im Beruf weiterkommen wollen.

Unternehmen investieren viel in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wer aber mehr möchte, als nur hin und wieder ein Seminar zu besuchen, der brauche Durchhaltevermögen. Berufsbegleitendes Lernen ist eine lohnende, aber auch kräftezehrende Sache. Umso wichtiger ist es, die Zeit die Sie für Ihre Weiterbildung reservieren, bestmöglich zu nutzen. Eigenen Sie sich deshalb die richtigen Lesestrategien an. Somit können Sie

  • mehr Texte in kürzerer Zeit lesen
  • die Texte besser verstehen
  • den Inhalt leichter in bestehendes Wissen integrieren – also Wissen vermehren

4 Lesestrategien für Ihren Lernerfolg

Wissenschaftliches Lesen funktioniert völlig anders, als Lesen zum Vergnügen. Es will gut vorbereitet werden. Diese Vorbereitung gehören sozusagen schon zum eigentlichen Erfassen des Stoffs dazu. Sie sollten sich deshalb ruhig ausreichend Zeit dafür nehmen.

Weil Sie es mit einer Fülle von Texten zu tun haben werden, ist es essentiell herauszufinden, was sich überhaupt lohnt zu lesen. Eine wichtige Aufgabe der folgenden Lesestrategien ist deshalb zu filtern

  • was soll ich für meinen Zweck lesen
  • was kann ich überspringen.

1. Orientierendes Lesen

Das sogenannte „Überfliegen“ wenden wir im Alltag schon sehr automatisch an. Dabei wollen wir herausfinden, ob der Text überhaupt für unser Anliegen interessant ist. Oder ob alle Passagen des Textes für unsere Fragestellung wichtig sind. Sie müssen Ihr Leseziel also genau kennen. Das gilt natürlich auch für alle anderen Lesestrategien.

Beim Überfliegen lesen Sie nicht Wort für Wort, sondern lassen Ihre Augen lediglich über die Sätze gleiten. Ihre Augen werden automatisch erfassen, was für Ihre Aufgabenstellung von Belang ist. Damit das klappt, sollten Sie zwei Dinge tun.

  1. Bevor Sie einen Text überfliegen, sammeln Sie alle Fragen, die der Text Ihnen beantworten soll.
  2. Achten Sie auf wichtige Stichworte. Je öfter „Ihre“ Stichworte vorkommen, desto relevanter ist der Text für Sie.

2. Selektives Lesen

Sie haben im ersten Schritt herausgefunden, dass der Text für Sie hilfreich ist. Im zweiten Schritt wählen Sie nun die Kapitel oder Absätze aus, die Sie genauer durcharbeiten wollen. Sie werden vielleicht ein Unbehagen dabei empfinden, ganze Kapitel zu ignorieren. In diesem Fall können Sie die Teile dazwischen einfach nochmals überfliegen oder auch durchchunken. Auch beim Scannen nehmen Sie viele Informationen auf. Halten Sie sich aber trotzdem streng an Ihr Leseziel.

3. Erfassendes Lesen

Beim erfassenden Lesen arbeiten Sie intensiver mit dem Text. Sie wollen das Ziel des Textes und die inhaltlichen Zusammenhänge verstehen.

  • Welche Thesen werden vertreten?
  • Mit welchen Argumenten werden diese untermauert?
  • Welche Schlußfolgerungen ziehen Autor oder Autorin?

Lesen Sie zunächste den einleitenden Absatz oder das einleitende Kapitel, dann die Schlußfolgerung. Wenn Sie anschließend die einzelnen Kapitel durcharbeiten, markieren Sie sich wichtige Passagen und Passagen, die Sie nicht verstehen. Machen Sie sich Notizen in Ihren eigenen Worten.

4. Intensives Lesen

Diese Strategie ist besonders aufwändig. Sie eignet sich vor allem für sehr komplexe, schwierige Texte und Texte, die für Ihre Aufgabenstellung besonders wichtig sind. Dazu gehört auf jeden Fall Grundlagenliteratur. Es ist immer empfehlenswert sich vorher bereits im Text durch Scannen orientiert zu haben.

Beim intensiven Lesen wollen Sie nicht nur die Argumentation des Autors oder der Autorin nachvollziehen können, sondern auch Ihre eigenenen Schlußfolgerungen ziehen. Dazu setzen Sie den Text auch in Beziehung zu bereits vorhandenem Wissen und Ergebnissen anderer Autoren und Autorinnen. Das intensive Lesen soll also auch Ihr eigenes Denken und Hinterfragen fördern.

Folgende Fragen helfen Ihnen beim intensiven Lesen:

  • Was will der Autor/Autorin beweisen?
  • Welchen anderen Thesen wird widersprochen und mit welchen Argumenten?
  • Welche Weiterentwicklung bewirken die Thesen?
  • Welche Quellen werden verwendet? Wie angesehen sind diese Quellen im Fachbereich?
  • Welche Fragen wirft der Text auf?
  • Ist die Argumentation überzeugend? Wo gibt es Unstimmigkeiten?

Am Ende jedes Kapitels oder Absatzes sollten Sie rekapitulieren und eine Zusammenfassung schreiben.

 

Cover_small

Jetzt kaufen: BrainRead. Effizienter lesen – mehr behalten. Lesen wie die Schweden. Linde Verlag, Wien 2013

192 Seiten, EUR 16,80

Prof. (a.o.) Göran Askeljung ist Autor und Inhaber von BrainRead, Geschäftsführer und Senior Trainer bei Askeljung.com und immediate effects, Certified Facilitator und Partner von Consensus in NY, und Leitet Consensus Österreich und Deutschland. Er ist Professor am Institut für Sales & Negotiation am Georgian School of Management, Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von WdF. Er war früher u.a. als Managing Director von Microsoft MSN in Österreich und Geschäftsbereichsleiter von Ericsson Data CEE in Wien tätig. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Facebook Twitter LinkedIn Google+ Xing