Effizient Notizen machen mit Sinn

So helfen Ihnen Ihre Aufzeichnungen wirklich

Egal ob Sie mit Textmarkern arbeiten oder lieber mit Bleistift, ob Sie in die Bücher oder auf die Kopien schreiben, auf einen Block oder Karteikarten – wenn Sie einen komplexen Text gut in Ihrem Gedächtnis verankern wollen, müssen Sie sich Notizen machen. Allein der Schreibvorgang hilft uns schon, das Gelesene besser zu erinnern.

Vielleicht haben Sie ja schon ein gut funktionierendes System für Ihre Notizen. Viele Menschen aber ändern Ihre Vorgehensweise von Buch zu Buch, von Fachartikel zu Fachartikel. Vermutlich, weil Sie mit den vorangegangenen Notizen nicht mehr viel anfangen konnten. Sie sind eventuell zu diffus, unleserlich, unsystematisch, zu fragmentarisch. Nachdem Sie sich also eine Weile mit Ihren Aufzeichnungen herumgeplagt haben, lesen Sie den Artikel nochmal – das erscheint Ihnen zeitsparender.

Es gibt ein paar einfache Tipps, die Ihnen zeigen, wie Sie effizient Notizen machen, die Ihnen wirklich helfen, das Gelesene zu verankern und auch zu einem späteren Zeitpunkt abrufen zu können.

Einfaches System

Überlegen Sie sich ein einfaches System, das Sie durchhalten können. Bleiben Sie bei dem System, auch wenn es vielleicht ein paar kleine Haken hat. Das perfekte System gibt es nicht. Viel wichtiger ist es, eine Routine bei der Verwendung zu bekommen. Also: erstmal mit dem alten Besen anfreunden, bevor Sie einen neuen anschaffen.

Überlegen Sie sich einfache Zeichen oder Kürzel, die Sie an den Rand schreiben, z.B. Zeichen für

  • weitere Recherche
  • wichtige Fakten
  • Vorwissen vorhanden
  • Fragen, Widersprüche zu Vorwissen
  • einzelne Themen, die Sie z.B. für einen Fachartikel bearbeiten wollen
  • Verweis zu weiterführenden, eigenen Gedanken, die Sie auf einen Block notiert haben
  • Zitate, die Sie verwenden möchten

Diesen Index versehen Sie dann mit Ihren Zeichen oder Kürzeln

Effizient Notizen machen – so geht es

Damit Sie ein sinnvolles System erstellen können, sollten Sie bereits vor dem Lesen etwas Zeit investieren. Indem Sie Ihre Leseerwartung genauer unter die Lupe nehmen, haben Sie einen guten Kompass, der Sie durch den Text leitet. Überlegen Sie sich:

  • Was will ich durch diesen Text erfahren?
  • Welche Fragen möchte ich beantwortet haben? (ein Kürzel für jede Frage könnte dann sinnvoll sein)
  • Was weiß ich schon über das Thema?

Vermeiden Sie den großzügigen Einsatz von Textmarkern. Halten Sie sich eng an Ihren Kompass. So vermeiden Sie, dass Sie wahllos – und am Ende – jede Zeile markieren. Es mag schon sein, dass alles in dem Text von Belang ist. Aber ist auch wirklich alles für Sie von Belang?

Zusätzlich zu den Markierungen können Sie aus jedem Absatz die Hauptaussage notieren. Damit erledigen Sie zwei Dinge: Sie reflektieren über das Gelesene und fassen es in Ihre eigenen Worte. Damit bieten Sie Ihrem Gehirn gleich zwei Anker.

Cornell-Methode

Die Cornell-Methode ist an amerikanischen Universitäten weit verbreitet. Sie geht auf den Universitätsprofesser Walter Pauk von der Cornell University zurück. Der hatte sich Gedanken gemacht, wie er seinen Studenten und Studentinnen ein effizientes Erarbeiten von Texten ermöglichen könne.

Für diesen Ansatz brauchen Sie ein DIN A4 Blatt, dass Sie in drei Segmente unterteilen:

cornell-notizen-aufbau

Für die linke Spalte, also die Kernfragen, eigenen sich Ihre Kürzel oder Symbole gut. Auch kleine Zeichnungen geben Ihnen mit einem Blick einen Hinweis darauf, was Sie mit Ihren Notizen, also der großen Spalte rechts, aufzeichnen wollten.

Hier finden Sie eine Vorlage zur Cornell-Methode

Auch das ist sehr wirksam

Noch zwei weitere Tipps möchte ich Ihnen ans Herz legen:

  1. Pausen machen
    Verordnen Sie sich regelmäßig Pausen. Experten empfehlen bereits nach 5 Minuten zu pausieren. Warum? Nun, das Arbeitsgedächtnis ist nach 5 Minuten voll (wenn Sie einen schwierigen Text lesen – nicht wenn Sie gerade Asterix und Obelix bearbeiten). Alles was danach kommt, muss sich einen Platz im Arbeitsgedächtnis suchen. Und das macht es recht rüpelhaft: es schmeißt das vorher Gelesene einfach raus. So geht es immer weiter.
    Wenn Sie dagegen eine Pause machen und über das Gelesene nachdenken, hat Ihr Gedächtnis die Chance, das neue Wissen in den Langzeitspeicher überzuführen. Somit ist der Arbeitsspeicher wieder leer und bereit Neues aufzunehmen.
    Wie immer empfehle ich auch hier: ausprobieren. Auch wenn Sie glauben, die Zeit für Pausen nicht zu haben – probieren Sie es wenigestens mal einen Fachartikel oder ein paar Buchkapitel lang aus.
  2. Drüber reden
    Es mag nicht für jedes Thema ein bereitwilliges Opfer geben. Aber streuen Sie doch einfach mal Ihre wichtigsten Erkenntnisse aus der Lektüre beim Mittagessen mit Kolleginnen und Kollegen ein. Fragen Sie Ihren Partner, was er von dieser oder jener Behauptung hält. Damit machen Sie das Gelesene quasi zu Ihren eigenen Gedanken und haben so einen wirklich stabilen Anker gesetzt.
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Prof. (a.o.) Göran Askeljung ist Autor und Inhaber von BrainRead, Geschäftsführer und Senior Trainer bei Askeljung.com und immediate effects, Certified Facilitator und Partner von Consensus in NY, und Leitet Consensus Österreich und Deutschland. Er ist Professor am Institut für Sales & Negotiation am Georgian School of Management, Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von WdF. Er war früher u.a. als Managing Director von Microsoft MSN in Österreich und Geschäftsbereichsleiter von Ericsson Data CEE in Wien tätig. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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