Während wir im deutschsprachigen Raum in Informationen ertrinken, haben Skandinavier keinen Stress, ihr täglich anschwellendes Lesepensum zu bewältigen. Das liegt nicht daran, dass sie weniger Informationen bekommen. Vielmehr haben sie schon als Kind gelernt, effizient und sehr schnell zu lesen.

Auf dem Schreibtisch neben dem Computer türmen sich Berichte, Protokolle, Fachzeitschriften, die darauf warten, dass man sich damit befasst. Im Mailprogramm treffen alle paar Minuten Mails ein, die gelesen und beantwortet werden wollen. Das Internet steht bereit, auf Knopfdruck mit Unmengen an Daten, Informationen und Wissen aufzuwarten.

Manager und Fachkräfte rund um den Globus stöhnen über der großen Informationsmenge, die es täglich zu bewältigen gilt. Studien haben gezeigt, dass mehr als die Hälfte sich überfordert fühlt und die Fülle an Material nicht bewältigen kann. Und das, obwohl Wissen und Informationen grundlegend für die Arbeit sind. Ein Drittel der befragten Manager gab sogar an, sich als „Opfer der Informations-Ohnmacht“ zu fühlen. Es scheint also, als wären wir alle gut gebildet und hoch qualifiziert für unsere Jobs – und doch stolpern wir regelmäßig über eine Hürde, die uns als Basiskompetenz doch schon in der Volksschule beigebracht wurde: Das Lesen.

Skandinavier scheinen dieses Problem nicht zu haben. Tatsächlich verbringen sie deutlich weniger Zeit mit Lesen am Arbeitsplatz als zum Beispiel Engländer oder Österreicher. Bei näherer Betrachtung stellt man zudem fest, dass skandinavische Kinder regelmäßig zu den Top-Platzierten bei PISA und ähnlichen Tests gehören. Woran liegt das wohl?

Göran Askeljung, gebürtiger Schwede und seit vielen Jahren als Brain-Read-Trainer im deutschsprachigen Raum unterwegs, hat eine Antwort. Es liege vor allem daran, dass in den nordischen Ländern ausländische Filme immer in Originalfassung mit Untertitel ausgestrahlt werden, sagt er. Schon kleine Kinder müssen ihre Zeichentrickserien mit Untertitel sehen. „Kaum dass ich in der Volksschule lesen gelernt hatte, musste ich diese Untertitel selbst lesen. Das war kein Spaß, schließlich wollte ich den Film genießen“, erzählt er. Dass die Kinder daher viel daran setzen, so schnell wie möglich zu lesen, ist einleuchtend. Ein Motor für schnelles Lesen also.

Wer schneller liest, versteht auch mehr

Die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit hierzulande liegt bei etwa 220 Wörtern pro Minute, das ist nicht sehr schnell. Skandinavier lesen mehr als dreimal so schnell: 500 bis 800 Wörter in der Minute ist keine Seltenheit. Sie beherrschen das ganzheitliche Lesen, also das Erfassen ganzer Wortgruppen mit einem Blick. Das hat einen weiteren Vorteil: Es ermöglicht, dass nur sinnvoll zusammengehörige Häppchen ins Gehirn gelangen und das Hirn dadurch Sinnzusammenhänge unmittelbar wahrnehmen und verarbeiten kann. Der Effekt: Das Verständnis des Gelesenen steigt.

In seinem Buch „BrainRead. Effizienter lesen – mehr behalten. Lesen wie die Schweden“ räumt Askeljung mit jenen falschen Vorstellungen auf, die uns zu Langsamlesern machen. „Unser Hirn kann viel mehr aufnehmen, als wir ihm zutrauen“, sagt er. „Wir lesen mit einer inneren Stimme mit, wir springen im Text zurück, wir lesen Wort für Wort – das ist für das Verständnis nicht nur unnötig – es behindert sogar.“ Zielgerichtetes Training ist nötig, um sich von den falschen Lesegewohnheiten zu trennen. Askeljung arbeitet mit effizienten Übungen und modernster Technik, wie einer speziellen App, die über einen Tablet-PC die Augenmuskeln auf eine höhere Geschwindigkeit trainiert. So ist eine Steigerung auf ein Zwei- bis Dreifaches der ursprünglichen Lesegeschwindigkeit absolut realistisch.

Quelle: Leadership-Heft_4_2013_Effizientes Lesen spart Zeit

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Jetzt kaufen: BrainRead. Effizienter lesen – mehr behalten. Lesen wie die Schweden. Linde Verlag, Wien 2013

192 Seiten, EUR 16,80

Prof. (a.o.) Göran Askeljung ist Autor und Inhaber von BrainRead, Geschäftsführer und Senior Trainer bei Askeljung.com und immediate effects, Certified Facilitator und Partner von Consensus in NY, und Leitet Consensus Österreich und Deutschland. Er ist Professor am Institut für Sales & Negotiation am Georgian School of Management, Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von WdF. Er war früher u.a. als Managing Director von Microsoft MSN in Österreich und Geschäftsbereichsleiter von Ericsson Data CEE in Wien tätig. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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