Über die Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie, die letzte Woche veröffentlicht wurden, kann man denken, was man will. Fakt ist, dass viele – nicht nur österreichische – SchülerInnen weitaus besser lesen könnten, wenn man sie ausreichend unterstützen würde. Nein, es geht nicht darum ihnen gratis Ausweise für Bibliotheken zu schenken oder die Eltern dazu zu animieren, nur noch Bücher unter den Weihnachtsbaum zu legen. Eigentlich könnte sogar mehr Fernsehen und mehr PC-Arbeit eine bessere Alternative sein, aber lesen Sie selbst.

Warum Lesen heute vielen keinen Spaß macht

Ob die Pisa-Studie nun statistisch richtig ausgewertet wurde oder nicht, Lesen ist für die heutige Informationsgesellschaft, in der täglich eine große Zahl an Informationen auf uns einprasselt, eines der Schlüsselelemente, um sich in einer immer komplizierter werdenden Welt zurecht zu finden. Darüber hinaus, ist nicht nur das Lesen selbst, sondern auch das Verständnis des Gelesenen von zentraler Bedeutung – und auch hier zeigt die Pisa-Studie deutliche Defizite auf.

Aus unserer persönlichen und subjektiven Erfahrung heraus, konnten wir fünf zentrale Hürden bezüglich des Lesens, sowohl bei Erwachsenen als auch bei Jugendlichen und Kindern feststellen:

  • Wir haben zu viel zu lesen bzw. wir lesen zu langsam.
  • Wir verstehen das Gelesene nicht oder nur kaum.
  • Bücher sind für unsere digitalisierte Jugend nicht interessant genug.
  • Wir lassen uns beim Lesen zu leicht ablenken.
  • Lesen macht keinen Spaß.

Das muss aber wahrlich nicht sein!

Was die Pisa-Studie nicht sagt: Unserem Gehirn ist langweilig!

Obwohl diese Hindernisse recht unterschiedlich erscheinen, so haben sie alle einen gemeinsamen Problem-Kern: Unser Gehirn langweilt sich! Das liegt allerdings nicht am Lesen selbst. Es liegt daran, dass wir unsere grauen Zellen nicht auslasten und sie sich dann, relativ rasch, interessantere Gedanken suchen. So landen wir schneller als gedacht, wieder bei unserem Facebook Newsfeed und scrollen in Windeseile durch unsere Timeline.

Ist Ihnen eigentlich schon aufgefallen, wie schnell unsere Augen in sozialen Netzwerken bei interessanten Botschaften und Bildern hängebleiben? Lenken Sie doch einmal Ihre Aufmerksamkeit darauf. Sie werden über sich selbst und die Kompetenz ihrer Augen-Hirn-Koordination erstaunt sein. Aber mehr als das: Genau so sollte Lesen in unserem Alltag funktionieren!

  • Wir unterscheiden Wichtiges von Unwichtigem.
  • Wir nehmen jene Informationen auf, die wir tatsächlich brauchen.
  • Wir sind fokussiert.
  • Wir haben Freude daran, Neues zu entdecken.

Abseits der Pisa-Studie: Neue Medien, neue Kompetenzen, neue Lese-Lust

Neben der Nutzung neuer, digitaler Medien (E-Books, E-Reader, Blogs, Foren, Webseiten, Tablets, Smartphones etc.), die keinesfalls unsere Lesekompetenzen schmälern, ist es wichtig, unsere Augen und unser Gehirn richtig zu trainieren. Das Wort-für-Wort-Lesen oder gar lautes Mitlesen, in der Hoffnung dadurch mehr zu verstehen, bringen uns nicht zum Ziel. Ein solches Lesen dauert einfach zu lang und langweilt darüber hinaus. Was unsere grauen Zellen eigentlich wollen, nennt sich „Chunken“.

Beim „Chunken“ werden Wortgruppen schnell über das Auge wahrgenommen und hintereinander gereiht. Das eigentliche Lesen und die Erfassung des Sinns erfolgt erst einige Millisekunden später, ausschließlich im Gehirn. Das klingt für viele von uns nicht nur eigenartig, es ist eine ganz andere Art das Lesen neu zu lernen und auch zu begreifen. Nichtsdestotrotz funktioniert es! Die Schnelligkeit und damit verbundene Herausforderung lässt unser Gehirn fokussiert arbeiten und bring so nicht nur mehr Leistung, sondern auch wieder Spaß.

Machen Sie daher Ihrem und dem Gehirn unserer Kinder eine Freude und beginnen sie heute noch zu chunken!

 

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192 Seiten, EUR 16,80

Prof. (a.o.) Göran Askeljung ist Autor und Inhaber von BrainRead, Geschäftsführer und Senior Trainer bei Askeljung.com und immediate effects, Certified Facilitator und Partner von Consensus in NY, und Leitet Consensus Österreich und Deutschland. Er ist Professor am Institut für Sales & Negotiation am Georgian School of Management, Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von WdF. Er war früher u.a. als Managing Director von Microsoft MSN in Österreich und Geschäftsbereichsleiter von Ericsson Data CEE in Wien tätig. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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